Atemlos im Volvo über schwedisches Eis

 

Ende Januar lud uns Volvo nach Åre in Jämtlands län (Mittelschweden) nach Hause ein, “wo andere nur testen” (so die selbstbewusste Botschaft der Schweden). Hier liegt auch Schwedens Herz für Skisport mit Abfahrtsrennen-tauglichen Pisten auf dem 1’420 Meter hohen Berges Åreskutan. Das Skigebiet gehört zu den ältesten und wichtigsten in Schweden. Die Temperaturen in diesem Breitengrad schaffen Winterverhältnisse bis März oder April hinein. In unserem Fall bedeutet das eine 40 cm-Eisschicht auf dem nahegelegenen See Kolvattnet – denn zum Skifahren sind wir nicht hier. Wir wollen mit dem brandneuen Volvo V90 Cross Country D5, dem Volvo XC 90 T8 Twin-Engine AWD (Plugin-Hybrid) und dem Volvo V40 Cross Country T5 aufs Eis!

Man muss nicht nach Schweden fahren, um Volvo zu verstehen. Aber es hilft ungemein.

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Schon auf der Fahrt vom Flughafen Östersund nach Åre erweisen sich die Spikes in den Reifen auf vereisten Landstrassen von Vorteil. Bereits hier merken wir: Man muss nicht nach Schweden fahren, um Volvo zu verstehen. Aber es hilft ungemein. Denn dort, wo mit Fahrbahnbeschaffenheit, Witterung und Wildtieren stets Gefahren in beinahe unbesiedelten Gebieten auf einen warten, will man keine Kollision oder Panne haben. Dies scheint der naturgegebene Antrieb von Volvo für seine Sicherheits- und Antriebskonzepte zu sein. Schon seit Langem hat sich Volvo dem 4×4 verpflichtet. Der Anteil an AWD-Fahrzeugen bei den Volvo-Verkäufen in der Schweiz lag in 2016 bei 73%.

Diese Spikes suchen nun also nach Grip auf dem zugefrorenen See. Je nachdem, ob man im Allrad-Volvo mit ESC oder im Sportmodus ohne Stabilitätsprogramm den Slalom auf dem Eis meistern will, klappt das mehr oder weniger gut. Der neue V90 CC macht in dieser Disziplin insgesamt eine sehr gute Figur. Das steife Chassis und die ausbalancierte Federung tragen hier massgeblich bei. Den Insassen bieten die Sitze hervorragenden Halt. So driften und schlingern wir über den See und haben nie wirklich das Gefühl, einer wahren Gefahr ausgesetzt zu sein. Die Sicherheitselektronik sieht das anders, so greift der Gurtstraffer beherzt ein – je nach Schleudergrad in 3 verschiedenen Stufen, sodass uns auch mal die Luft weg bleibt. Klar, in der Strassensituation wäre man vermutlich dankbar darüber. Momentan tröstet uns der Sitz mit seiner bequemen Passform und den Komfort über unsere Atemlosigkeit hinweg.

Cross Country: Querfeldein. Oder auch mal längs über den See.

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Das Konzept Cross Country geht auf! Volvo selbst bewirbt den V90 CC als „Get Away Car“ – also der Fluchtwagen, mit dem man raus aus der Zivilisation und rein in die Natur gelangt. Am besten ordentlich bepackt, mit Freizeit- und Sportutensilien im Auto und auf dem Dach. Das steht dem Auto durchaus gut und er bietet sich durchaus als „das bessere SUV“ an – zumindest für diejenigen, denen ein Dickschiff wie der XC 90 & Co. zu wuchtig ist. Oder die Duplex-Garagenbesitzer, die ein ausgewachsenes SUV nicht unterbekommen. Dabei bringt der V90 Cross Country alle wichtigen Offroad-Qualitäten wie Allradantrieb, Bodenfreiheit von insgesamt 21 cm (+6 cm ggü. der Strassenversion V90) und eine gewisse Unverwüstlichkeit mit. Das zumindest ist der Eindruck, wenn man den Volvo V90 CC über das Eis jagt. Die Motoren und die Anhängelast oberhalb der zwei Tonnen qualifizieren ihn auch für Schwerstarbeit.

Eleganz und Understatement bei Volvo serienmässig.

https://youtu.be/IPn8x-7m36k

Doch neben der Robustheit hat der V90 Cross Country noch mehr: Einen zurückhaltenden Auftritt, der nicht mit roher Kraft und PS prahlt. Das hat uns gefallen und verbindet die Kulturen von Schweden und der Schweiz doch etwas. In unserem Test mit dem (starken Plugin-Hybrid) XC 90 T8 präsentierte sich auch dieser wohl proportioniert. Beide Fahrzeuge bieten Potenz ohne Protz und Aufdringlichkeit. Die Linien erzeugen Klarheit und Wertigkeit herrscht auch im Innenraum. Das grosse Panoramadach in beiden Modellen holt die Natur rein und bringt eine angenehme Stimmung ins Interieur, wo viel Leder und Design vorherrschen. Für so manchen wird die etwas wuchtige Konsole hinter dem Rückspiegel gewöhnungsbedürftig erscheinen. Ebenso benötigt der grosse Touchscreen in der Mittelkonsole etwas Fingerübung. Darüber steuert man die vielen Einstellmöglichkeiten des Fahrzeugs inklusive der Connectivity von Smartphones & Co.

Leise Motoren und Laufeigenschaften. Doch es gibt ja noch den V40 CC.

Beim Dahingleiten über Schwedens verschneiten Landstrassen fällt uns das Triebwerk kaum auf – so fein arbeiten die Motoren und so gut sind die Volvos V90 Cross Country und der XC 90 gedämmt. Einzig beim Driften über den zugefrorenen Eis heult der Motor im oberen Drehzahlbereich auf und zeigt, dass er auch hörbar da ist (ausser man fährt mit dem XC90 T8 rein elektrisch), wenn man mit maximaler Power und null Grip den Drift einleitet. Der Unterschied dieser Klasse zu den kleineren Modellen wird einem beim Umstieg auf den Volvo V40 klar, den wir ebenso in der Cross-Country-Version übers Eis jagen. Hier herrscht noch mehr klassisches Motor-Feeling, bietet beispielsweise das T5-Triebwerk doch mehr als ausreichend Leistung, um den kleineren, leichteren und absolut wendigen Wagen mit maximaler Geschwindigkeit im Slalom über den See zu manövrieren. Der V40 Cross Country steht aus unserer Sicht für Sport und Komfort, klar mit AWD. Von aussen ist er nicht sonderlich stark vom „normalen“ Stadtkombi V40 zu unterscheiden. Aber seine Qualitäten im Gelände bzw. bei schlechten Strassenverhältnissen sollten nicht unterschätzt werden. Ein luxuriöseres Fun-Car, wenn man es auch mal spassig haben möchte.

Unser Fazit zu Volvo, zu Schweden und zum Fahren im Winter:

  • Warum einen Volvo? Weil die Schweden wissen, wie es geht.
  • Warum keinen Volvo? Weil die Schweden wissen, dass gute Qualität etwas mehr kostet.
  • Was sonst? Ein deutsches Premium-SUV von Audi, Mercedes oder BMW. Oder einen der höher gelegten Allradkombis Audi A6 Allroad, Mercedes E-Klasse All-Terrain