Fahrbericht Ford F-150 XLT
Ford F-150 2018

 

Seit mehr als 30 Jahren wurde in den USA kein anderes Fahrzeug so oft verkauft wie der Pick-up-Klassiker F-150 samt seiner Ableger. Zeit, dem Mythos im Land der unbegrenzten Möglichkeiten auf die Spur zu gehen. 

Mythos Ford F-150: Der ewige Bestseller

Zugegeben: So ganz wird man den Legendenstatus der Pick-up-Gattung in den USA als Europäer wohl nie verstehen. Die Fahrzeuge sind für unsere Verhältnisse zu gross, meist recht hart gefedert und fahren ohne volle Ladefläche auch nicht besonders toll. Andererseits springen ja mittlerweile sogar Premium- und Volumenhersteller wie Mercedes oder VW auf den Zug auf und bieten hierzulande Modelle mit Ladefläche und Farm-Flair an. Begründet hat die Faszination Pick-up ein uramerikanisches Modell, der Ford F-150. Seit über 30 Jahren ist der F-150 zusammen mit seinen vielen Ablegern das meistverkaufte Fahrzeug in den Vereinigten Staaten – ununterbrochen! Doch was macht den Bestseller so unwiderstehlich?

F-150: Der äussere Eindruck

Ford F-150 2018 - Front

OK, mittlerweile dürften allein der Ruf und die gewaltigen Verkaufszahlen (rund 900’000 allein in 2017) für eine gewisse Vorentscheidung bei vielen Kunden sorgen. Aber auch im Selbsttest kann man die Entscheidung, einen F-150 zu kaufen, durchaus erfahren. Alles beginnt mit den riesigen Aussenmassen. Logisch, in den USA ist alles ein a little bit bigger als hier. Gut also, dass man sich bei der Parkplatzsuche vor der nächsten Mall meistens keine Sorgen ob der Masse des F-150 machen muss. Knapp sechs Meter ist der Pick-up in der Basisversion „XLT“ lang, 1’500 Liter Gepäck passen auf die voluminöse Ladefläche. Für rund 42’000 Dollar (CHF 40’300) bekommt man bei Ford also deutlich mehr Auto, als man es sich in Europa gewohnt ist.

F-150: Innenraum

Ford F-150 2018 - Cockpit

Um in die Doppelkabine zu klettern gibt es glücklicherweise Trittbretter, die fest montiert sind. Wer den Truck nicht mit dem Schlüssel öffnen will, kann auch das digitale Zahlenschloss an der A-Säule der Fahrerseite nutzen. Klingt verrückt, ist aber so. Hat man die schwere Tür erst einmal mit den Ziegelstein-grossen Griffen zugezogen und sich an die gute Aussicht hinter dem massiven Lenkrad gewöhnt, begrüsst der F-150 den Fahrer beim Motorstart mit einem „Built Tough“ im Digitaldisplay – das passt. Nicht nur aussen ist der Pick-up riesig, auch innen ist extrem viel Platz. Die Sitze sind breit und weich, die Rückbank bietet genügend Raum für drei ausgewachsene Holzfäller samt Equipment. Man fühlt sich sicher in der geräumigen Kabine, irgendwie erhaben und ein bisschen in den US-Lifestyle integriert.

Über die Materialanmutung im Innenraum muss man nicht streiten, die ist schlicht nicht auf dem Niveau eines europäischen Genossen dieser Gattung. Aber auf so etwas scheinen die Millionen an Käufern keinen allzu grossen Wert zu legen. Hauptsache in die Mittelkonsole passen mehrere Liter Kaltgetränke und das Smartphone lässt sich an einer der vielen USB-Buchsen laden, wenn man mit Kind und Kegel zum Barbecue am See aufbricht. Ganz im Gegenteil: Die Stoff-Bezüge der Sitze runden das rustikale Flair des F-150 sogar recht charmant ab.

F-150: Auf der Strasse

Ford F-150 2018 auf Strasse

Ähnlich „oldschool“ wie die Fahrzeugklasse des F-150 ist auch seine knochige Lenkradschaltung, die sich nur mit ordentliche Muckis bedienen lässt. Das Zehnganggetriebe überträgt die Kraft des 3,5-Liter-V6 (es gibt natürlich auch einen V8) wahlweise an zwei oder alle vier Räder. Dabei reichen die 276 kW/375 PS und 637 Newtonmeter zum entspannten Mitschwimmen auf dem Highway genauso wie zum Lastenziehen: Knapp sechs Tonnen darf der F-150 bei geeignetem Equipment an den Haken nehmen. Einen kraftvollen Durchzug oder beeindruckende Höchstgeschwindigkeiten, darf man vom F-150 mit seinen 2,1 Tonnen Leergewicht und der maximalen Zuladung von rund 1,5 Tonnen allerdings nicht erwarten.

Der F-150 ist schlicht und einfach ein Arbeitstier, schliesslich wird die F-Serie in den USA genutzt wie hierzulande ein Unimog. Vom Schneepflug über das Wohnmobil bis zum Feuerwehrauto baut im Land der unbegrenzten Möglichkeiten alles auf dem Ford-Pick-up auf. Dabei bleibt zwar ein Fahrgefühl mit direkter Lenkung oder einem Fahrwerk mit ordentlicher Rückmeldung auf der Strecke, aber solange der F-150 über die gewaltigen Schlaglöcher bügelt wie ein Panzer, ist das den Käufern wohl auch egal.

Ford F-150 XLT – Technische Daten:

Viertüriger, fünfsitziger Pick-up mit Allradantrieb, Länge: 5,89 Meter, Breite: 2,03 Meter, Höhe: 1,91 Meter, Radstand: 3,68 Meter, Ladeflächen-Volumen: 1’500 Liter

3,5-Liter-V6-Turbobenziner, 276 kW/375 PS bei 5.000 U/min, maximales Drehmoment: 637 Nm bei 3’500 U/min, Durchschnittsverbrauch: 12,3 l/100 km, Preis: ab 42’000 Dollar (CHF 40’300)

Ford F-150 XLT – Kurzcharakteristik:

Warum: extrem viel Platz, praktisch, das US-Auto schlechthin
Warum nicht: unübersichtlich, innen etwas billig, kein gutes Fahrgefühl
Was sonst: RAM, GMC Sierra und andere Riesen-Pick-ups