Fahrbericht: Lada 4×4 Urban, Russlands coole Kiste
4x4Schweiz-Fahrbericht: Lada Niva Urban, ein Lifestyle-Russe

 

Lifestyle und Lada? Das passt etwa so gut zusammen wie ein Michelin-Stern zu McDonald’s. Mit dem Lada 4×4 Urban wollen die Russen dennoch aus der Jäger- und Försterecke herausfahren und junge Städter ansprechen. Diese allerdings können sich auf so einiges gefasst machen.

Buxtehude: Der Motor heult, das Getriebe jault, das Fahrwerk rumpelt, die Schaltung hakelt und schon bei Tempo 120 wechselt man für die Unterhaltung mit dem Nachbarn besser auf Zeichensprache. Willkommen in der Geländewagen-Welt der späten 70er. Willkommen im neuen Lada 4×4 Urban Baujahr 2016. Bekannter ist dieser Ostblock-Offroader unter dem Namen Lada Niva. So zumindest entliess der russische Autobauer 1977 seinen kleinen Allradler – Länge nur 3,64 Meter – erstmals von den Montagebändern in Togliatti.

4x4Schweiz-Fahrbericht: Lada Niva Urban, Lada 4x4 Urban

Mit dem Lada 4×4 Urban wollen die Russen dennoch ein bisschen aus der Jäger- und Försterecke herausfahren und junge Städter ansprechen

Seit dem hat sich nicht viel geändert. Nur, dass aus Niva irgendwann die Bezeichnung Taiga wurde und ein paar technische Errungenschaften wie zum Beispiel ABS und Servolenkung Einzug hielten. Sein schon fast putziges Design und seinen „Held-der-Arbeit“-Charakter aber hat der kleine Russe nicht verloren. Und sich damit viel Sympathie erworben, ähnlich wie es vergleichbar nur der Land Rover Defender schaffte.

In Russland sieht man den Niva/Taiga an nahezu jeder Strassenecke. Ein nahezu unverwüstlicher und treuer Weggefährte, falls ihn der Rost nicht vorzeitig dahingerafft hat. Bei uns geniesst der Taiga fast Kult-Status und hat eine wachsende Fangemeinde.

4x4Schweiz-Fahrbericht: Lada Niva Urban, Im Gelände fühlt sich der Urban mit permanentem Allrad, Untersetzung und Differenzialsperre immer noch am wohlsten

Im Gelände fühlt sich der Urban mit permanentem Allrad, Untersetzung und Differenzialsperre immer noch am wohlsten

4x4Schweiz-Fahrbericht: Lada Niva Urban, Cockpit

Ein Cockpit aus tristem Schwarzplastik, antiquierten Kippschaltern und Schiebereglern für die Heizung

Nun kommt der 4×4 Urban hinzu, gerichtet vorwiegend an junge Städter und andere coole Typen, denen sämtliche neuen SUV und modischen Crossover den Buckel runterrutschen können. Der Name Urban soll natürlich so etwas wie Lifestyle assoziieren. Lada versucht dies – schon fast niedlich –, mit ein paar Dekorelementen und Extras zu untermauern. Der Urban hat feschere Sitze mit Heizung, elektrisch verstellbare Aussenspiegel, elektrische Fensterheber und Cupholder zwischen den Vordersitzen. Ausserdem gibt’s zwei Metallic-Lackierungen. Das war’s dann aber auch mit den neuzeitlichen Dingen.

Wer einsteigt, merkt schon am schwergängigen Öffnen der Tür, der Urban ist eine automobile Zeitreise in die Siebziger des vorigen Jahrhunderts. Ein Cockpit aus tristem Schwarzplastik, antiquierten Kippschaltern und Schiebereglern für die Heizung. Dazu ein Schaltknüppel, dessen fünfter Gang die Arme eines Schimpansen erfordert. Das Lenkrad ist selbstverständlich nicht verstellbar, was einer bequemen Sitzposition nicht unbedingt förderlich ist. Die Rücksitzlehne lässt sich nur als Ganzes nach vorne klappen und beim Schliessen der Heckklappe muss man aufpassen, nicht von selbiger erschlagen zu werden.

4x4Schweiz-Fahrbericht: Lada Niva Urban, Schaltkulisse

Der Schaltknüppel sitzt so weit rechts, dass der fünfte Gang den langen Arm eines Schimpansen erfordert

Angetrieben wird die Lada-Ikone von einem betagten, wenngleich modernisierten Vierzylinder-Benziner mit 1,7 Liter Hubraum und bescheidenen 61 kW/83 PS. Dessen Konstruktion geht noch auf alte Fiat-Zeiten zurück. Doch wenigstens erfüllt er abgasmässig die Euro-6-Norm. Fragen nach Beschleunigung und Dynamik sollten besser nicht gestellt werden. Auch nicht nach dem Verbrauch. Mit Glück bleibt der Russe unter zehn Liter. Dafür versöhnt er mit sehr guten Geländeeigenschaften. Sein Allradantrieb ist permanent, mit zwei weiteren Hebeln auf der Mittelkonsole können die Untersetzung zugeschaltet und das Mitten-Differenzial gesperrt werden. Der Urban wird zur Bergziege.

Kultiger, cooler und viel günstiger kann man in einem Geländewagen derzeit kaum unterwegs sein. Wie lange dies noch möglich ist, steht in den Sternen. Irgendwann machen die Crash-Vorschriften dem kleinen Offroader den Garaus. Der Land Rover Defender bekommt dies bereits zu spüren. Er wird nächstes Jahr eingestellt. Die Lada Automobile GmbH in Buxtehude gilt jedoch als Kleinstserienhersteller und unterliegt anderen Vorschriften. Mit ein Grund, warum es im Urban keine Airbags gibt.

Lada 4×4 Urban – Technische Daten:

Dreitüriger, viersitziger Geländewagen mit permanentem Allradantrieb, Länge: 3,64 Meter, Breite: 1,69 Meter, Höhe: 1,64 Meter, Radstand: 2,20 Meter, Kofferraumvolumen: 263 bis 982 Liter.

1,7-Liter-Vierzylinder-Benziner, Allradantrieb, 61 kW/83 PS bei 5’000 U/min, maximales Drehmoment: 129 Nm bei 4’000 U/min, 0-100 km/h: 19 s, Vmax: 137 km/h, Durchschnittsverbrauch: 9,5 Liter, CO2-Ausstoss: 216 g/km, Abgasnorm: Euro 6b, Effizienzklasse: G, Preis: ab 17’900 Franken

Lada 4×4 Urban – Kurzcharakteristik:

Warum: Weil er ein Unikum ist und sich einen feuchten Kehricht schert um modische City-SUV und Crossover
Warum nicht: Weil so gut wie alles an ihm schwergängig und veraltet ist
Was sonst: Suzuki Jimny oder Dacia Duster