Über die Zukunft von Opel

 

Wohl keine Automobilmarke durchläuft derzeit einen so massiven Umbau wie Opel seit der Übernahme durch den französischen PSA-Konzern im vergangenen Jahr. 

Und so soll’s bei Opel in Rüsselsheim wieder aufwärts gehen

Seit der Trennung von General Motors und Übernahme durch den französischen Autokonzern im vorigen Jahr herrscht geradezu eine befreiende Aufbruchstimmung in Rüsselsheim. Neue Verantwortlichkeiten, neue Plattformen, neue Modelle.

Es bleibt kein Stein auf dem anderen. Lange war unklar, welche Rolle Opel zukünftig im PSA-Konzern spielen würde. Nun ist klar: Auf Kernkompetenzen der Rüsselsheimer will auch Konzernchef Carlos Tavarez nicht verzichten.

Opel kommt auch in Zukunft aus Rüsselsheim

Bei der Marke mit dem Blitz betreibe man auch in der neuen Konzernstruktur kein „Badge-Engineering“, betonte Opel-Chef Michael Lohscheller, ein Opel werde also auch weiterhin stets in Rüsselsheim entwickelt und designt. Mehr noch: Mit der Besinnung auf alte Tugenden übernimmt Opel die Entwicklungskompetenz für leichte Nutzfahrzeuge im gesamten PSA-Konzern.

15 Kompetenzzentren hat der Hersteller im Entwicklungszentrum nahe des Frankfurter Flughafens eingerichtet, dazu gehören unter anderem Themen wie die Brennstoffzelle oder das automatisierte Fahren aber auch klassische Opel-Stärken wie Sitze oder autobahngeprüfte Fahrwerke.

Grundsteinlegung der technischen Basis

Es gilt viel aufzuräumen und strukturelle Veränderungen auf den Weg zu bringen. Eine der Hauptaufgaben ist es, die technische Basis für zukünftige Modelle zu legen. Bislang jonglierte Opel mit neun Plattformen herum, auf denen 13 Modelle stehen. Man leistete sich zehn Motoren- und zwölf Getriebefamilien, die 47 Kombinationen erlaubten. Logistisch und kostenmässig ein Wahnsinn. Die neue Ausrichtung lautet: Sämtliche Modelle basieren auf nur noch zwei Plattformen. Sie wurden bereits von PSA entwickelt und nennen sich CMP (Compact Modular Platform) und EMP2 (Efficient Modular Platform). Dabei wird CMP für das Kompakt-Segment und EMP2 für die grösseren Klassen genutzt. Zusammen sollen darauf innerhalb der PSA-Gruppe jeweils 13 Modelle entstehen. CMP wiederum erlaubt den Einsatz von herkömmlichen Antrieben, dient aber auch als Träger von elektrischen Varianten.

Die Zauberformel

Wie Opel das Vertrauen von PSA-Chef Carlos Tavarez in Zukunft umsetzen will? Die Zauberworte heissen Plattform und Skaleneffekte. Alle künftigen Opel-PW bis 2024 sollen auf nur noch zwei statt wie bisher auf neun Plattformen stehen. Dabei kommen die kleinere CMP-Plattform (B- und C-Segment) sowie die EMP2-Plattform (C-Segment und grösser) zum Einsatz. Das spart Kosten und vereinfacht die Fertigung. Letztere kennen Autofahrer beispielsweise vom Grandland X. Auch der neue Combo Life und der künftige Vivaro bauen auf der Plattform auf. Das erste Fahrzeug auf der CMP-Plattform wird der neue Corsa sein, der 2020 auf den Markt kommt – auch als vollelektrische Variante. Zusätzlich startet nächstes Jahr im Werk Eisenach die Produktion des Grandland X mit Plug-in-Hybrid. Bis 2024 erhalten alle Opel-Modelle mindestens eine elektrifizierte Variante, die ersten vier Modellreihen sollen bis 2020 unter Strom stehen.

Strom und Wasser

Doch nicht nur konventionelle Elektroautos stehen auf dem Zettel der Rüsselsheimer, auch das Thema Wasserstoff-Antrieb ist ein zentrales, für das Opel im PSA-Konzern ebenfalls die Entwicklungskompetenz erhält. Hier lassen sich grosse Reichweiten, kurze Tankzeiten und emissionsfreier Elektroantrieb verbinden und damit die Vorteile von konventionellen Verbrennern und batterieelektrischen Elektroautos bündeln.

Also alles gut in Rüsselsheim? „Wir sind uns bewusst, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, um Opel wieder nachhaltig profitabel und erfolgreich zu machen“, sagt Michael Lohscheller. Aber Christian Müller fügt an: „Paris ist uns jetzt schon näher als Detroit – ganz abseits der Geografie“.