10 Jahre Audi Skicross Tour – Schnell, spektakulär & erfolgreich
Audi Skicross Villars 2019

 

Zur Freestyle-WM in Park City – eine Reportage über Skicross

Schon bevor Skicross im Jahr 2010 Olympische Disziplin wurde und sich der Schweizer Mike Schmid die Goldmedaille holte, engagiert sich Audi für diese spektakuläre Sportart. Seit 10 Jahren messen sich bei der Audi Skicross Tour – der nationalen Rennserien – die Skicross-Eliten an jeweils zehn Renntagen. Ein Augenschein vom Europacup-Rennen in Villars-sur-Ollon, wo nächstes Jahr auch die Wettkämpfe Youth Winter Olympic Games 2020 Lausanne ausgetragen werden.

Villars sur Ollon

Eiskalt blitzt die Sonne durch die Wolkendecke – allmählich lichtet sich der Schleier über der Sonnenterrasse hoch über dem Rhonetal und gibt den Ausblick frei auf die herrlichen Walliser Alpen. Hier das Les Diablerets-Gebirge, dort das Mont Blanc-Massiv und die Dents-du-Midi. Die schöne Aussicht gehört zu Villars-sur-Ollon, wo nächstes Jahr auch die Wettkämpfe Youth Olympic Games 2020 Lausanne ausgetragen werden. Von Villar-sur-Ollon stammt auch Fanny Smith, Olympiasiegerin, Weltcup-Gewinnerin und Poster-Girl. Sie geht bei diesem Europacup-Rennen als klare Favoritin an den Start. Bei den Männern ist es der Berner Peter Stähli.

Audi Skicross Villars 2018

Von der Aussicht bekommen die Teilnehmerinnen und -Teilnehmer des ersten Skicross-Events dieses Jahres wenig mit. Zu konzentriert sind die über 70 AthletInnen aus 10 Nationen auf die bevorstehenden K.O.-Runs – von denen es im besten Fall vier zu gewinnen gibt. Gestartet wird in einer Gruppe von maximal vier Fahrer/innen – sogenannten “Heats”. Wer siegt, kommt weiter.

Skicross Audi Heat

Siegeskampf der Gladiatoren

Im Skicross-Park warten Wellen, Sprünge und Steilwandkurven auf die Pisten-Haudegen, die miteinander gegeneinander fahren. Ähnlich wie bei Gladiatoren ist der Siegeskampf das Spektakel. Wer nimmt die erste Kurve zuerst, wer kann am meisten Geschwindigkeit vom Start mitnehmen oder aus Sprüngen einen Vorteil erzielen? Wer die beste Linie fährt und den Atem der Konkurrenz im Nacken nervlich aushält, gewinnt den Heat im K.O.-System. Eigentlich ganz einfach. Doch genau darin liegt auch der Reiz des Zuschauens.


Marc Bischofberger 

Dank Olympia-Silber
zum Skicross-Profi

Der Schweizer Weltcup-Fahrer auf der Audi Skicross Tour


Audi Skicross Villars 2018

Was auf den ersten Blick wie ein wilder Haufen von Pistenrowdys aussieht, zeigt sich bei genauerem Hinsehen als taktisches Spiel um Millimeter, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Ein Schiedsrichter überwacht dabei, dass alles sportlich fair zu und her geht, also weder geschubst noch gezogen wird. Dafür kann es eine Gelbe oder rote Karte geben.

Audi Skicross Villars 2018

Handshake im Ziel

Auf der Piste bittere Konkurrenten, gibt es unten im Ziel einen versöhnlichen Fistbump – das Zeichen für harten, aber fairen Fight. Auch neben der Piste sind die Gegner befreundet und albern nach dem Rennen in der warmen Skihütte bei einer Ovi miteinander um. So wie man es auch von anderen Freestyle-Sportarten kennt, eine Community halt. Für Swiss-Ski ist es aber auch eine Kaderschmiede. In keinem Land der Welt finden mehr Skicross-Events statt als in der Schweiz – das Engagement ist hierzulande generell grösser als in anderen Nationen.

Audi Skicross Villars 2018

Seit 2005 ist Christoph Perreten der Disziplinen-Chef und verantwortlich für die Ski Freestyle Disziplinen bei Swiss Ski. Damit ist Perreten der Mann der ersten Stunde, seit die Disziplin 2004/2005 bei Swiss Ski Kaderstatus bekam: “Entstanden ist die Sportart Ende der 90er Jahre aus dem Snowboard-Cross. Seit Skicross 2010 in Vancouver Olympische Disziplin wurde, hat es einen Riesenboost gegeben. Auch in der Professionalisierung: Die Nationen haben sich organisiert, man hat Trainer engagiert, Serviceleute, Physiotherapeuten, halt den ganzen Staff, den man von anderen Skisportarten auch kennt.”

Schnell und spektakulär

Skicross wird immer mehr zum Publikumsmagnet. Perreten: “Das sieht man auch an den super Einschaltquoten zum Beispiel am Weltcup-Rennen in Arosa. Wenn es am Fernsehen übertragen wird, ist es sehr telegen und sehr attraktiv zu schauen.”

Weil die Teilnehmer nicht gegen die Zeit, sondern gegeneinander fahren. Und darum blitzschnell reagieren müssen, um ihre Ideallinie zu finden und bis nach unten zu verteidigen. Das Spezielle daran: Der Zuschauer sieht fast die ganze Strecke des Skicross-Parks mit den attraktiven Sprüngen, Steilwandkurven, schnellen Abfahrten und Wellen voller Tücken. Die TV-Ausstrahlungen der Events erreichen ein immer grösseres Publikum. Christoph Perreten: “Ziel wäre es, den Rennkalender zu verdichten. Und Klassiker aufzubauen, auf verschiedenen Levels. In Villars sind wir bereits das vierte Mal zu Gast. Und das ist natürlich schön, wiederkehrend in Skigebiete zu gehen, welche diese Sportart unterstützen.”

Wie alles begann:

Die Sportart, die bei Swiss Ski unter Freestyle geführt wird, ist so jung wie die Teilnehmer selbst: die Millennials. Etwa um die Jahrtausendwende ist auch das Skicross entstanden. Einer, der von Anfang an dabei war, ist Race Director Dieter “Didi” Waldspurger. Seit 2002 organisiert er Skicross-Events, erst in seiner Freizeit, heute vollamtlich. Während es am Anfang noch ein wilder Haufen von Freeski-, Buckelpisten- oder Alpin-Fahrer waren, hat sich die Sportart professionalisiert. Wenn Waldspurger zurückschaut sagt er: “Wenn ich vor 15 Jahren gesagt hätte, ich werde einen Sprung shapen, also schön grad machen, hätte man gesagt “zieh ein Röckchen an und fahr Riesenslalom”.

Didi Waltenspurger

Didi Waldspurger, Rennleiter Skicross

“Am Anfang passte das Reglement noch auf eine halbe A4-Seite. Heute ist es ein ganzes Büchlein. Aber es ist halt wie bei Gangster und Polizei. Die Athleten und Teams versuchen halt immer wieder zu tricksen, damit sie schneller und besser sind, um zu gewinnen. Und da muss man schon einen Riegel vorschieben.” Unermüdlich steht Waldspurger im Einsatz für “sein Baby”. Trotz böser Stimmen, die ihm einzureden versuchten: “Hör zu Didi. Dein Skicross wird so schnell wieder weg sein wie er gekommen ist.” Das Interesse wächst jedoch stetig, was Didi Waldspurger auch vom Feedback von TV-Übertragungen hört. “Es wäre schön, wenn wir noch mehr Sprint- oder Nachtevents machen könnten. Mein Ziel wäre es, einmal ein Skicross City-Event zu machen. Zum Beispiel in Bern: Beim Bärengraben bis runter zur Aare. Das wäre ein Lebensziel von mir”.